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21.07.2022
Interdisziplinär
Summer School Südtirol 2022 - Drama und Trauma

Zum diesjährigen Schwerpunkt „Trauma und Drama“ kommt eine Reihe von Expert:innen und Autor:innen zusammen, die die verschiedenen Aspekte eines Phänomens beleuchten, das auf ein schwerwiegendes Leid in der Vergangenheit zurückgeht, und in der Gegenwart fortwirkt. Die Weitergabe von Traumata auf die nächsten Generationen ist ein Thema, ebenso wie die geschlechterspezifische Weitergabe. Töchter und Söhne erben unterschiedliche Traumata von ihren Müttern und Vätern. Dass ungelüftete Traumata eine Gesellschaft entsolidarisieren, ist ein weiterer Aspekt.
Gewalt – psychisch und/oder körperlich beigebracht, schlägt Wunden in die Seele und Körper einzelner Individuen und entkoppelt sie von der Gemeinschaft. Nicht nur im Einzelnen bleiben die Verletzungen und wirken nach. Das Trauma hinterlässt Spuren in den kollektiven Denk- und Handlungsweisen einer Gesellschaft. Die Gewalt selbst hat eine Geschichte, die zunehmend erforscht wird; die Summer School gibt Einblicke in die historische Gewaltforschung.
Frauen in der Psychiatrie ist ein Trauma für sich. Die Geschichte der Psychiatrie wird gerade europaweit aufgearbeitet, auch in Italien und in Südtirol. Die psychiatrische Anstalt, besonders als sie noch eine Geschlossene Anstalt war, war lange Zeit ein traumatisierender Ort.
Vom Anfang und vom Ende: Wie wir in diese Welt kommen und wie wir aus ihr gehen, sind zwei existenzielle Momente, die trotz ihrer Unbedingtheit tabuisiert werden. Das Aufbrechen des Tabus der Geburt- und Sterbesituation in den letzten Dekaden hat mit der Pandemie ein abruptes Ende gefunden.


Zu den Referent:innen wie Monika Hauser, Irene Kacandes, Barbara Plagg, Antonella Tiburzi und Vernesa Berbo sind auch eine Reihe von Autor:innen eingeladen, die sich in ihren literarischen Werken mit den genannten Themen beschäftigen, unter anderem Andrea Rödig und ihr Buch „Wir können unseren Müttern nicht trauen“. Aus aktuellem Anlass wird es auch Lesungen mit Autor:innen aus der Ukraine geben.


Die Summer School setzt ihre Zusammenarbeit mit den Wiener Wortstaetten und dem Netzwerk der Münchener Theatertexter:innen fort. Im Rahmen des Tour-des-Textes-Programms entwickeln sechs Autor:innen aus verschiedenen Ländern Theatertexte, die an der Summer School vorgestellt werden. Wie jedes Jahr sind auch Südtiroler Autor:innen und Autoren an den Werkstätten beteiligt: Emma Mulser, Anne Marie Pircher, Verena Plangger. Ihnen bietet die Summer School neben dem künstlerischen Austausch auch eine Vernetzung in die gesamte Literatur- und Theaterszene des deutschsprachigen Raums.


Die Schriftstellerin und Theaterautorin Maxi Obexer hat die Summer School Südtirol 2015 mit dem Ziel gegründet, wichtige Fragen der Gegenwart mit der Öffentlichkeit zu teilen, und dabei die Erfahrungen von Expert:innen aus verschiedenen Bereichen zusammenzuführen.
Seit 2015 sind im Zuge der Summer School Südtirol mehr als 2.200 Menschen nach Feldthurns gekommen. Die öffentlichen Veranstaltungen im Forum, an den Eröffnungsfesten sowie an den Abschluss-Veranstaltungen haben ein ständig wachsendes Publikum angezogen. Die Summer School Südtirol legt Akzente auf die Prozesse des Schreibens, des Denkens und des Forschens. Sie besteht von Anfang an als Dreiklang aus literarisch-dramatischen Werkstätten, einem Öffentlichen Forum sowie Lesungen und ist für alle Menschen offen und zugänglich.

Infos: www.summerschoolsuedtirol.eu
 


Gründerin Maxi Obexer
Maxi Obexer ist Schriftstellerin und Theaterautorin. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaft in Wien und Berlin. Bereits während ihres Studiums wurde sie für ihre Theaterstücke und Hörspiele ausgezeichnet. Sie war u.a. Stipendiatin des Literarischen Colloquium in Berlin, der Akademie der Künste sowie der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. Obexer war Gastprofessorin in den USA (Dartmouth College, Georgetown University, University of New Mexico) sowie an der Universität der Künste Berlin. Sie unterrichtet regelmäßig am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2014 gründete sie mit Sasha Marianna Salzmann das Neue Institut für Dramatisches Schreiben, Nids. Maxi Obexer ist Mitglied im Deutschen PEN und ist im Vorsitz des Verbandes der Theaterautor*innen, VtheA.